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Dienstag, 9. Februar 2010

Pressefreiheit

PRESSEFREIHEIT


Unterschiede bei denen, die eine Zeitung "beschreiben", gibt es noch und nöcher. Das liegt allerdings nicht zuletzt daran, daß es eben auch bei der Leserschaft große Unterschiede gibt. Für diejenigen z.B., die sich an den Problemen anderer Mitmenschen erst so richtig aufmuntern, für diese Kategorie von Lesern klicken die Kameras bei Unfällen, Morden, Kriegen, eben überall dort, wo sich das Leiden der Menschheit in gebündelter Form präsentiert. Die grausamste Aktualität wird zum ausführlich beschriebenen Sensationsartikel und damit zum Verkaufsschlager des Tages.
Weniger grausam, dafür aber um so lästiger, weil besonders aufdringlich und geschmacklos, geht es bei denjenigen Journalisten zu, die für jenen Leserkreis schreiben, der unbedingt unter die Röcke und hinter die Hosenschlitze der Prominenz sehen möchten. Es ist anzunehmen, daß dieser Zweig der Journalistik nur für jene geeignet ist, die irgendwann, irgendwie das Gefühl für Anstand und Takt verloren haben, denn andernfalls müßte ihnen die Peinlichkeit ihrer indiskreten Masche pausenlos die Schamröte ins Gesicht treiben. Aber auch solche Artikel treiben den Zeitungsumsatz in die Höhe, je schmutziger die beschriebene Wäsche, um so schneller werden den Zeitungsverkäufern die Exemplare aus der Hand gerissen.
Eine völlig andere Gilde sind jene Journalisten, die "die Faust in der Tasche" ballen müssen, da sie nicht das schreiben dürfen, was ihnen tatsächlich auf der Feder liegt. Und das existiert nicht nur unter einer Diktatur, sondern auch - man sollte es eigentlich gar nicht glauben - in Zeiten der Demokratie, denn dort bleibt es leider nicht aus, daß sich gewisse Kreise eben auch gewisser Einflüsse auf die Medienwelt bedienen, wodurch eine unterschwellige Zensur einfach nicht auszuschließen ist. Kapital ist Macht - Macht ist Einfluß - Einfluß ist Zensur. Ein Journalist, der gegen einen finanzkräftigen Annoncenten seiner Zeitung einen absoluten Verriß zu schreiben beabsichtigt, selbst wenn es berechtigt wäre, der wird einen solchen Artikel wohl kaum dort gedruckt sehen, und er wird sich mit der Faust in der Tasche abfinden müssen. Und das nicht nur aus Rücksicht auf den einflußreichen Annoncenten, sondern aus reinem Selbsterhaltungstrieb.
Im gewissen Sinne ist es natürlich seine eigene, demokratische Freiheit darüber zu entscheiden, ob er auch weiterhin sich und seine Familie ernähren will und kann.
Von ganz besonderem; allerdings zumeist sehr kurzem Glück, können jene Journalisten reden, die für Medien tätig sind, die sich in keine Abhängigkeit begeben, also in keiner Weise finanziell unterstützt bzw. subventioniert werden. Doch das ist im rauschenden Blätterwald immer mehr zur Ausnahme geworden, zu einer Seltenheit , die sich verständlicher Weise nur vorübergehend auf dem Medienmarkt halten kann und wenn doch, dann nur mit einem Finanzpolster, das sich diese Unabhängigkeit leisten kann.
Die freiheitliche Pressemedaille ist also schon so beschädigt, daß sie keinen Sammlerwert mehr darstellt.

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